Lauten - auch für Gitarristen This review appeared in the German guitar magazine: Gitarre Aktuell GAK Nr. 82 (III/03)
Wenn heute nichts mehr geht, dann geht man ins Internet und findet
dort vieles, aber nicht alles. Doch wir sind hier in einer
Gitarrenzeitschrift, die auch hin und wieder bei der Nachbarin, der
Laute, an der Tür klopft. Aber bleiben wir beim Thema: Lautenbau und
Internet, wie geht das zusammen. Erinnern wir uns: Es ist noch keine
zwei Jahre her, da bot David Van Edwards, ein renommierter englischer
Lautenbauer über das Internet einen Kurs zum Bau einer Barocklaute an,
der nicht nur gut besucht war, sondern auch über die Welt verteilt
viele schöne Lauten erstehen liess. Eine Erfolgsgeschichte nicht nur
für den erfahrenen Lautenbauer, sondern auch für die Schüler, die
sich auf das Abenteuer einließen und ein sehr spezielles Instrument
bauten: Sie hatten ihr individuelles Meisterinstrument selbst
gebaut. Ein kleiner Triumph über die Uniformität heutiger
Produktionsprozesse.
So what's really new? Wenn man den Kurs nur flüchtig durchblättert, erinnert außer dem neuen Lautenmodel, vieles an den schon bekannten Kurs des Barockmodels. Doch dieser schnelle Eindruck trügt. David Van Edwards hat zwar nicht den prinzipiellen Aufbau des Kurses geändert - Warum sollte er auch? -, aber im Detail erkennt man viele Verbesserungen. Es sind die praktischen Erfahrungen der letzten Online-Kurse, die das Lehrmaterial ergänzen und kompletieren. Im Laufe der letzten Onlinekurse wurden in Diskussionsforen immer wieder Fragen von Kursteilnehmern aufgeworfen, deren Beantwortung der Lautenbaumeister nachliefern mußte. Diese an der Praxis orientierten inhaltlichen Vertiefungen des Lehrmaterials, sind jetzt alle auf der CD-ROM vorhanden. Diese scheinbar kleinen Modifikationen erhöhen aber die Verständlichkeit der zum Teil komplexen Beschreibungen der Arbeitsvorgänge wesentlich. So werden zum Beispiel bei der Vorbereitung und dem Einbau jeder Rippe (jeweils eine Lektion a 3 Stunden) verschiedene Variationen von Einbautechniken vorgestellt. So kann jeder wählen, wie er die diffizile Feinarbeit am Besten angehen kann. Somit ist es fast schon selbstverständlich, dass man den Kurs bevor der Hammer geschwungen wird, einmal durchlesen sollte, um einen Blick für die Baustufen zu bekommen und auch Entscheidungen treffen zu können, an welcher Stelle die Präzisionsschraube angezogen werden muss. Ein weiteren Pluspunkt findet man am Schluß des Kurses: Das Begleitmaterial. Ein Lautenbauer ohne Holz ist arm dran und wenn man kein Gewerbe angemeldet hat, ist es sehr schwer gute Materialien zu finden. An diesem Punkt hilft eine weltweite Liste der Lieferanten, versehen mit Kommentaren über die jeweiligen Stärken der Firmen. Von der Fülle der Informationen wird man fast erschlagen. Eine solche Liste haette ich mir vor ein paar Jahren gewünscht. Aber gut, hier ist sie. Aber es gibt noch mehr Begleitmaterial zu finden:
Eigentlich kann beim Bau nichts mehr schief gehen, denn man man keine Angst haben, beim Bau der eigenen Laute mit der CD-Rom allein gelassen zu werden. Selbstverständlich ist eine begleitende Hilfe bzw. Hotline über das Internet vorgesehen und wenn man mal nicht die klugen Ratschläge des Meisters direkt hören will, kann man sich auch mit den eigenen Baugenossen kurzschliessen. Die weltweite Lautenbauerszene ist im Internet in den letzten Jahren sehr aktiv geworden. So betreibt Wayne Cripps von der American Lute Society einen viel besuchten Email-Reflektor zum Lautenbau. Die Vervollständigung der Informationen bezieht auch die anderen Kapitel über Werkzeuge etc. ein. Aber auch hier ist David van Edwards seinem Trend treu geblieben: Was man selbst herstellen kann, sollte man auch selbst herstellen. Er stellt keine industriekonforme Ware nach dem neuesten Design, sondern alte, aber praktische Werkzeuge vor. Eine Beruhigung für den Geldbeutel, denn es muss nicht immer das neueste sein. Neben kleineren Exkursen über die notwendige Genauigkeit bei den Holzarbeiten (Es ist keine Ingenieursarbeit, aber man sollte so genau arbeiten wie man kann) findet sich auch eine längere Diskusiion, ob man die 6 oder 7-chörige Laute bauen soll. Die Argumentation von van Edwards bezieht nicht nur die verschiedenen Klangcharakteristika mit ein, sondern befasst sich ausführlich mit dem Repertoire für die beiden Instrumente. So wurden wohl die meisten Werke von Dowland für die 7chörige Laute geschrieben. Aber bevor man seine Werke angemessen präsentieren kann, wird wohl einige Zeit vergehen, da Dowlands Werke zu den zum schwierigeren Repertoire gehört. Die Anwort zu seiner Frage gibt van Edwards selbst: Why not make both! In diesem Sinne müßte ich eigentlich auch noch die Barocklaute bauen und wer weiss was David van Edwards als nächsten Kurs plant. Ergebnis: Highly recommended! AAA+ |
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